C'est Karma: Zwischen Reflexion und Selbstfindung

"Es ist verdammt schwer", lacht Karma Catena aka C'est Karma, danach gefragt, ob es einen richtigen Weg gibt, eine Orange zu schälen. Der Titel ihres Debütalbums 'how to peel an orange' ist eine Metapher zur Methode der Selbstfindung, oder des Fehlens einer eben solchen. Es gibt keine Anleitung, die für jede*n funktioniert – Familien, Freunde und andere Unterstützer*innen haben alle ihre eigene Art, diejenigen, die diesen Prozess durchlaufen, Orientierung zu bieten.

Für Karma ist dieses Album eine persönliche Reise, auf der sie sich selbst und ihre Community gefunden hat. "Ich möchte, dass es eine ehrliche Reflexion meiner menschlichen Erfahrung ist", sagt sie. Das Werk ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe, Trauma und Gemeinschaft. Als Aktivistin, Avantgarde-Musikerin und Popkultur-Forscherin, liegen Karma sowohl mitfühlendes Geschichtenerzählen als auch klangliche Experimente besonders am Herzen.

In 13 Songs verwebt die queere Musikerin Geschichten ihrer revolutionären Vorfahren mit Botschaften der Unterstützung für diejenigen, die von unserer grausamen Gesellschaft marginalisiert werden. In ihrem bisher introvertiertesten Werk ist Karma's entschlossene Stimme verbindend und reicht weit über ihre eigene Reise hinaus.

'how to peel an orange' ist ein vielseitiges Werk, das maximalistische Pop-Momente mit introspektiver Lyrik vereint. Die musikalische Palette reicht von bombastischen Synthesizern bis hin zu gefühlvollen Balladen, die sich durch Räume des Komforts und des Unbehagens bewegen. Trotz der vielen Berührungspunkte und Sprachen bleibt Karma als Symbol für Hoffnung und Widerstandskraft der Kern von allem. Inspiriert von starken Frauen, die ihre kreative Integrität in der Musikindustrie bewahrt haben, wie Kate Bush, Imogen Heap, SOPHIE, Björk und Caroline Polachek.

Es gibt immer noch eine Menge Queerphobie und für viele queere Menschen ist Portugal ein sehr schwieriger Ort. Mit meinem Song beginne ich, diesen imaginären idealen Ort zu dekonstruieren.

Das Album entstand während eines dreiwöchigen Aufenthaltes in Lissabon und ermöglichte Karma die Reflexion und Konzentration, die sie für die Entwicklung dieser Klangwelt benötigte. In Zusammenarbeit mit der amerikanischen Produzentin Margo XS (Alice Longyu Gao, Harmony Tividad), tauchte das Duo tief in Karmas intime Beziehung zu diesem Ort ein. Das Album wurde dann in Hamburg mit den Produzenten Valentin Hebel und Sebastian 'MUXI' Muxfeldt fertiggestellt und enthält mit 'EmoTrax' eine zusätzliche Produktion der in Montreal ansässigen Produzentin sineila.

Trotz sonnengeküsster Erinnerungen an das Sitzen auf der Veranda beim Orangenschälen mit ihrer Großmutter und ihren Großtanten, landete Karma erst spät bei der Zitrusfrucht als titelgebenden Star, obwohl sie während des gesamten kreativen Prozesses immer wieder auftauchte. Ihr Saft mag zwar süß sein, aber er brennt, wenn er auf eine offene Wunde trifft. Manche Orangen sind schwieriger zu schälen als andere, so wie manche Menschen schwieriger zu verstehen sind. Ihre parallele Süße und Säure sprachen zu Karmas Erkundung von Komfort (das Süße) und Diskomfort (das Saure).

C'est Karma schafft mit ihrem Debütalbum ein beeindruckendes, verbindendes Werk – ein Symbol für Widerstandskraft und Hoffnung. Gemeinsam mit ihren Fans und ihrer Band wird sie diese auf ihren kommenden Konzerten umfänglich feiern!

  • Beitrag Zacker
  • Fotos Rari Matei