Melancholisch cool: Jack Panther veröffentlicht erste EP

Der in Neuseeland lebende Musiker Jack Panther verbrachte einen Großteil seiner Jugend mit Kopfhörern, hörte Sky Ferreira und schrieb Gedichte über seine Sehnsucht nach queerer Liebe. Er experimentierte am Klavier, brachte sich das Spielen selbst bei und entwickelte seine Poesie zu Melodien, Rhythmen und schließlich zu vollwertigen Songs.

Heute veröffentlicht der Dream-Pop-Beau seine mit Spannung erwartete erste EP 'Why don't you come over?'. Darauf verbindet er melancholische Töne und coolen Pop zu einem intensiven Gesamtwerk. Anlässlich der Veröffentlichung hat uns Jack ein paar Interviewfragen beantwortet.

Interview mit Jack Panther

Bouygerhl: Deine neue EP 'Why Don't You Come Over?' wurde heute veröffentlicht. Wie fühlst du dich und wie aufgeregt bist du?

Jack Panther: Ahhh, ich bin so aufgeregt, das Projekt zu veröffentlichen! Ich liebe diese EP einfach und bin wirklich von allem begeistert: vom Schreiben bis hin zur Produktion. Ich habe das Gefühl, dass diese Platte sich sehr von meinen früheren Arbeiten unterscheidet, ich mir aber trotzdem treu bleibe. Die Songs darauf sind manchmal etwas experimentell und genau das gefällt mir. Ich habe das Gefühl, dass ich mich kreativ weiterentwickelt habe und an diesem Prozess gewachsen bin.

BG: Wenn ich an Musik und Künstler*innen aus Neuseeland denke, denke ich sofort an Lorde. Welche anderen neuseeländischen Musik-Acts möchtest du deiner deutschen Hörerschaft ans Herz legen?

JP: Es gibt so viele tolle Künstler aus Neuseeland! Einige meiner Favoriten sind Benee, Goodwill, Crystal und Bexy.

BG: Könntest du uns ein wenig über dein Coming-Out und die LGBTQ*-Szene in deiner Heimat erzählen?

JP: Mein Coming-Out war eine ziemlich intensive Erfahrung, denn es passierte, als ich noch sehr jung war. Ich war etwa 13/14 Jahre alt, als meine Klassenkameraden davon erfuhren – ein Alter, in dem ich mir nicht sicher war, was es bedeutet queer zu sein. Heute fühle ich mich mit meiner Sexualität sehr wohl und meine Erfahrungen inspirieren mich dazu, mich in meiner Musik offen queer zu präsentieren – auch um Kids zu helfen, die sich vielleicht allein und verwirrt fühlen. Neuseeland ist ein ziemlich spezielles Land, um queer zu sein. Aber in den letzten fünf Jahren ist die Homophobie stark zurückgegangen – ich denke, dass die sozialen Medien eine große Rolle dabei gespielt haben, die Leute zur Verantwortung zu ziehen.

Meine Erfahrungen inspirieren mich dazu, mich in meiner Musik offen queer zu präsentieren – auch um Kids zu helfen, die sich vielleicht allein und verwirrt fühlen.

BG: Kannst du uns etwas über die queere Musikszene in Neuseeland erzählen?

JP: Ich denke, die neuseeländische Queer-Musikszene entwickelt sich sehr stark und ich bin gespannt, wohin die Entwicklung noch geht. Die DJ-Szene – wie z.b. Filth – ist episch! Und ich kann es kaum erwarten zu sehen, was da noch alles kommt.

BG: Ich habe gelesen, dass die Musik von Sky Ferreira einen großen Einfluss auf dich gehabt hat. Welche anderen Musiker*innen haben dich noch geprägt?

JP: Sie ist fantastisch, super cool und eine so interessante Künstlerin. Ich bin auch mit Amy Winehouse, Arctic Monkeys, Banks, Fka Twigs, Lykkie Li und London Grammar aufgewachsen – sie alle haben mich in meinem Produktions- und Schreibstil beeinflusst. Ich finde es toll, dass sie Projektkünstler*innen sind, die ihre eigenen Welten erschaffen, aus denen dann wiederum die Musik entsteht. Ich denke, das hat mich am meisten inspiriert.

BG: Welcher Song auf deiner neuen EP liegt dir am meisten am Herzen und warum?

JP: Wow, das ist eine sehr schwere Frage, denn ich liebe sie alle sehr. Ich würde aber sagen, dass 'Waste' wohl mein Lieblingssong ist. Für mich ist das ein so selbstermächtigender Track. Alles daran entstand auf eine so natürliche Weise – ein Glücksgriff. Es fühlte sich leicht an. Der Text bedeutet mir am meisten. Er ist meine Art zu sagen: 'Das bin ich. Hier stehe ich im Leben. Das ist, wer ich bin und was ich will.' Aber gleichzeitig steckt darin auch die Frage: Lebe ich mein Leben richtig? So viele queere Menschen vor mir haben für mein Recht gekämpft, eine Stimme zu haben. Lebe ich mein Leben in einer Weise, die dieses Recht ehrt – oder vergeude ich es?

BG: Damit wir einen kleinen Eindruck von deinem Schreibprozess bekommen: Erzähl doch mal, wie der Song 'Waste' entstanden ist, wie er sich von Anfang bis Ende entwickelt hat.

JP: Ein weiterer Grund, warum ich diesen Song so liebe, ist, dass ich die Strophen und den Pre-Chorus selbst geschrieben habe. Ich saß am Klavier und es sprudelte nur so aus mir heraus. Ich war zu der Zeit äußerst emotional, weil ich vorhatte, Wellington zu verlassen – die Stadt, in der ich im Grunde mein ganzes Leben verbracht habe. Der Song entstand in einer Session mit dem Produzenten und Freund IPSY. Er lud spontan auch MCK und 33 Below ein, die mir dabei halfen, den Track auf die nächste Ebene zu heben. Es war großartig – ich habe diesen Tag im Studio geliebt! Manchmal geht es einfach so leicht und ich glaube, so entstehen die besten Songs.

So viele queere Menschen vor mir haben für mein Recht gekämpft, eine Stimme zu haben. Lebe ich mein Leben in einer Weise, die dieses Recht ehrt, oder vergeude ich es?

BG: Auf welchen deiner Texte bist du besonders stolz und warum?

JP: In 'Ski Lift 001' bedeutet mir die zweite Strophe sehr viel. Alles daran ist echt. Ich bin so ein nostalgischer Mensch – ich habe Bilder von so vielen Erinnerungen und all meinen Freunden an meiner Wand hängen. Das ist etwas ganz Besonderes und ich liebe, dass dieser Teil von mir im Song thematisiert wird, weil es meine Realität ist: "I still got a photo of you / Above my bed / Where I rest my head / Sometimes you appear when I’m sleeping / And I go back / To the sun on your face".

BG: Was sind deine Pläne für 2022?

JP: Ich plane eine Reise zum Songwriting nach Melbourne im Sommer und eine weitere Reise nach Großbritannien im Herbst. Ich kann es kaum erwarten, wieder ins Studio zu gehen und an neuen Songs zu arbeiten.

Zum Schluss unsere BOUYGERHL-Quickies:

Celebrity Crush?
Ich war schon immer besessen von Jake Gyllenhall – sogar in seinen merkwürdigeren Filmen.

Traum-Collab?
Ich höre in letzter Zeit viel Remi Wolf. Ich finde sie großartig!

Guilty Pleasure?
Wenn ich müde bin, schaue ich viele blöde Zeichentrickserien oder Comedy-Sendungen.

Die letzte Fernsehserie, die du gebingt hast?
'Starstruck' von Rose Matafeo – ich liebe es! Es macht süchtig und ich kann es nur empfehlen.

Wie sieht dein perfekter Sonntag aus?
Ich liebe es auszuschlafen und anschließend zu brunchen. Und spazieren gehen — an einem schönen Tag, am Strand!

  • Interview Robin Bovensiepen
  • Übersetzung Mario Hartwig