Out & Loud: Neue queere Releases

Diese Woche gibt es ganz viel Liebe, Wärme und auch ein wenig Sex auf die Ohren: Das Duo I'm Not a Blonde veröffentlicht mit 'Talk of Love' einen Synthiepop-Ohrwurm, Markus X rappt über sexuelle Befreiung und toxische Maskulinität, Country-Legende Lavender Country überrascht nach über 50 Jahren mit einem neuen Album und Leopold begeistert mit eher sanften Tönen.

I'm Not a Blonde – Talk of Love

Die Single 'Talk of Love' des italienisch-amerikanischen Duos I'm Not a Blonde ist einer dieser ganz besonderen Tracks, die direkt ins Ohr gehen ... und auch dort bleiben. Mit jedem Hören verliebe ich mich etwas mehr in diesen arty Synthiepop – ein spannender Sound irgendwo zwischen Austra, Tegan and Sara und den Yeah Yeah Yeahs.

Es ist der Ruf der Natur, diese innere Stimme, die uns sagt, dass der Winter fast vorbei ist und es nun an der Zeit ist, unsere Ängste hinter uns zu lassen und dem Gefühl zu vertrauen, dass etwas Neues kommen wird. Auch 'Talk of Love' leitet für die Band einen solchen Moment der Veränderung ein: Es ist an der Zeit, die Schatten zu verlassen und einen neuen, helleren Blickwinkel zu erforschen. Der Song ist eine Hymne an die Natur in ihrer ganzen Schönheit und Vielfalt.


Markus X – Xunt

Markus X gehört zur neuen Generation der 'Out & Proud'-Rapper, die ihr queeres Ich in ihrer Musik authentisch und furchtlos ins Rampenlicht rücken. Dabei geht es um sexuelle Befreiung und die Bekämpfung toxischer Maskulinität im heteronormativ geprägten Rap. In seiner neuen Single 'Xunt' spielt Markus X genau mit diesen Erwartungen und Klischees.

Der Song ist eine sexy Mischung aus unverblümten Lyrics, Seitenhieben auf gesellschaftliche Normen und einer ehrlichen Introspektion. Der amerikanische Rapper lässt sich für seine Musik von der Queer-Community, seinen persönlichen Erfolgen und Kämpfen sowie der Pop- und Social-Media-Kultur inspirieren. This is NSFW ... und ich liebe es!


Lavender Country – Blackberry Rose

Songwriter Patrick Haggerty – Mastermind seiner Band Lavender Country – ist eine wahre Legende. Das selbstbetitelte Debütalbum aus dem Jahr 1973 gilt als das erste Country-Album eines offen schwulen Künstlers überhaupt. Ein kultureller Meilenstein und quasi die Geburtsstunde der Queer-Country-Bewegung, die heute mit Künstler*innen wie Orville Peck, Brandi Carlile oder Paisley Fields einen neuen Aufschwung erlebt.

Nun erscheint fast 50 Jahre später mit 'Blackberry Rose' das langersehnte zweite Album von Lavender Country. Darauf präsentiert sich der mittlerweile 77 Jahre alte Musiker stärker denn je – hier trifft ergreifende Country-Musik auf scharfe Politikkritik ... und natürlich das ein oder andere Liebeslied. Yee-haw!


Leopold – Tokyo

Mit seinem neuen Song 'Tokyo' überrascht mich der deutsche Sänger und Songwriter Leopold so richtig. Bisher kannte ich von ihm nur die eher lauten, rebellischen Tracks – der neue Song hingegen begeistert mich durch seine sanfte, unaufgeregte Art. Ein warmes Keyboard, begleitet von umarmenden, pulsierenden Beats, dazu diese unfassbar spezielle, schöne Stimme. Wow! Das geht ins Ohr und ins Herz gleichermaßen. Das ist für mich sophisticated Pop – Germany, 12 Points (Sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen).

'Tokyo' ist ein Song über das aus den Augen verlieren; über Freundschaften, die nicht mehr sind. Ein Lied über Heimweh und Fernweh und genau jene Momente, in denen uns Zustände von Einsamkeit und Isolation überwältigen. Eine Thematik, mit der sich viele in dieser schwierigen Zeit identifizieren können.


Bouygerhl Spotify-Playlist

Ihr findet diese neuen Veröffentlichungen auch in der BOUYGERHL Spotify-Playlist zum Nachhören:

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